Agile Führung und das Prinzip der flachen Hierarchien

Flexibilität und Agilität, sind die Management-Schlagworte unserer Zeit. Vorbei die Zeiten starrer Langfrist-Pläne. Stattdessen herrscht das Prinzip der Kurzfristigkeit: Entscheidungen müssen infolge der zunehmenden Digitalisierung schnell getroffen und umgesetzt werden. Wie das gelingen kann…

Von Sonja Dietz

Die digitale Transformation treibt das Tempo fast aller Geschäftsprozesse an. Immer mehr Aufgaben müssen rascher, zeitgleich und flexibler bewältigt werden. Hinzu kommt, dass Ereignisse und Entwicklungen im Geschäftsumfeld infolge der Globalisierung unvorhersehbarer geworden sind: Hier fällt eine wichtige Lieferung aus, weil die Bahn streikt, dort kommen Führungskräfte nicht zum Meeting mit dem Geschäftspartner in Übersee oder Prozesse liegen andernorts lahm, weil die IT nicht tut, was sie soll. Solche Ausfälle sind heute an der Tagesordnung. Dann gilt es schnell zu handeln, sonst drohen erhebliche wirtschaftliche Spätfolgen.

Agile Führung: Was zu beachten ist…

Hinzu kommt: Die Lage in den Unternehmen spitzt sich durch den War for Talents in vielen Bereichen immer mehr zu. Und so steigt die Arbeitslast zusehends. Dem muss auch die Personalführung Rechnung tragen. Wie kann das gelingen? Eine Antwort auf diese Frage liefern die Prinzipien der „agilen Führung“. Agil – das bedeutet, flexibel und dynamisch auf Rahmenbedingungen zu reagieren, die permanent im Fluss sind. Dafür sind flache Hierarchien und eine Kommunikation auf Augenhöhe die nötigen Voraussetzungen.

Soweit die Theorie – in der Praxis ist das in Deutschland leider noch nicht angekommen. Das untermauert eine hauseigene Umfrage auf der Monster-Webseite. Jeder Zweite der 339 Befragten empfindet die Hierarchien in seinem Unternehmen als sehr stark ausgeprägt. Weniger als ein Viertel der Teilnehmer arbeitet in einem Unternehmen, in dem es wenig bis gar keine Hierarchien gibt.

Die Ergebnisse der Umfrage auf einen Blick:
Spüren Sie Hierarchien an Ihrem Arbeitsplatz?
Ja, sehr starke Hierarchien: 50%
Ja, bis zu einem gewissen Grad: 26%
Ja, nur ein wenig:17%
Nein, bei uns gibt es keine Hierarchien: 5%
Ich weiß es nicht: 3%
 

Aber: Um sich als Unternehmen für die Zukunft zu wappnen, müssen starre Strukturen beseitigt werden. Und das lieber heute als morgen. Denn ein solcher Prozess braucht Zeit.

Agile Führung beginnt mit dem Abbau starrer Hierarchien

Der Abbau von Hierarchien bedeutet nämlich ein Umdenken auf allen Seiten. Der Manager  führt sein Team auf Augenhöhe: Er respektiert, dass jeder Mitarbeiter Experte über sein eigenes Gebiet ist. Eine Art Micromanager also. Von diesem kann er sich in schwierigen Situationen oder im laufenden Prozess beraten lassen und das gesammelte Expertenwissen mit anderen Stellen im Haus teilen: Dem Upper Management, anderen Abteilungen oder im eigenen Team.

 Agile Führung: Mehr Eigenverantwortung für Mitarbeiter

Für die Mitarbeiter geht die neue Auffassung von Führung mit größerer Entscheidungskompetenz, mehr Verantwortung und einer ausgeprägten Fähigkeit, sich selbst managen zu können, einher. Aber ist all das überhaupt machbar? Ja! Denn in der Branche, die den digitalen Wandel vorantreibt, ist der agile Führungsstil längst Realität. Notwendigerweise! Eine Methode, sich diesem anzunähern, ist die SCRUM-Methode.

Und so geht’s: Während eines laufenden Prozesses berücksichtigen und reagieren alle Beteiligten auf sich verändernde Projektparameter, richten die davon betroffenen Abläufe schnellstmöglich neu aus und hinterfragen regelmäßig, wie andere Prozesse noch effizienter umgesetzt werden können. Diese Form des agilen Arbeitens setzt seitens der Mitarbeiter höchste Kommunikationskompetenz und die Bereitschaft zu ständigen Feedback-Schleifen voraus. Entscheidungen werden fortan gemeinsam getroffen.

Doch beschönigt werden, soll an dieser Stelle nichts. Die Einführung der neuen Methoden geht mit massiven Eingriffen in die Organisation einher und setzt erhebliche Veränderungsbereitschaft aller voraus.

Manager müssen hier vor allem loslassen lernen und der Selbstorganisationsfähigkeit ihres Teams Vertrauen schenken. Dazu gehört mitunter, nicht mehr in das operative Geschäft einzugreifen und sich stattdessen voll und ganz auf strategische Aufgaben wie die Weiterentwicklung des eigenen Bereichs zu konzentrieren. Nur so kommt das Unternehmen voran.