Unternehmenswerte: Gemeinsam Visionen entwickeln

Gemeinsam mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) veranstaltet die Monster Worldwide Deutschland GmbH die Vortragsreihe „Personal & Weiterbildung“. Schwerpunkt beim nächsten Termin am Montag, 9. September, ist das Thema „Unternehmenswerte“. Vorab ein Interview mit BVMW-Kooperationsmanager Kay Lied zu dieser spannenden Materie.
Das Interview führte Sonja Dietz
Wirtschaft und Ethik werden inzwischen nicht mehr so stark als Gegensätze wahrgenommen wie noch vor ein paar Jahren. Sogar die Manager von morgen verlangen bereits im Studium nach einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesen Schwerpunkten. Tragen Unternehmen dieses aufkeimende Interesse an Ethik bereits mit?
Durch Gespräche mit Managern von Großkonzernen habe ich mitbekommen, dass die Umsetzung von gelernten Management-Methoden aus der Hochschule oft nicht gelingt, weil die vorhandenen Unternehmensstrukturen diesen Denkwandel noch nicht mittragen. Schaut man hingegen auf den Mittelstand, sieht man häufig erfolgreiche Wandlungs- und Anpassungsprozesse innerhalb dieser Unternehmen.
Wie erklären Sie sich das?
Mittelständische Unternehmen werden sehr oft nicht nur mit Verstand, sondern auch mit viel Herz geführt. Der mittelständische Unternehmer ist sich seiner Werte bewusst und damit in der Lage, sein Wertesystem auf sein Unternehmen und alle Mitarbeiter zu übertragen. Hier stehen nicht primär die monetären Ziele im Fokus, sondern das Wachstum des gesamten Unternehmens. Dazu zählen Kunden, die Produkte und Dienstleistungen, die Mitarbeiter und die Finanzen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt im Rahmen dieses Struktur- und Denkwandels zunehmend an Bedeutung. Woher kommt das?
Die Beispiele aus mittelständischen Unternehmen, die Wirtschaft und Ethik erfolgreich kombinieren, sind sicherlich auch eine Vorlage für das aufkeimende Interesse an Ethik im Verbund mit Nachhaltigkeit, wie es immer häufiger an Hochschulen vermittelt wird. Viele Unternehmen haben sich daher bereits freiwillig Leitlinien gegeben, die nicht nur ethische Aspekte, sondern auch die der Nachhaltigkeit fördern sollen.
Soweit, so gut. Aber häufig hapert es noch immer an der Umsetzung dieser Leitlinien, oder?
Ja, leider. Wenn in den Unternehmen bei der Erstellung freiwilliger Leitlinien nur die Führungsebene eingebunden ist, dann ist es eben nur eine freiwillige Leitlinie für diese und nicht für alle Mitarbeiter im Unternehmen. Klar, dass dann nicht die Masse der Belegschaft dahinter steht, und dass die Umsetzung der Leitlinien für das gesamte Unternehmen nicht funktioniert.
Tatsächlich weiß durchschnittlich nur jeder zweite Beschäftigte, für welche Werte seine Firma überhaupt steht. Hier besteht Nachholbedarf. Wie sollten Unternehmen vorgehen?
Die Kommunikation im Unternehmen sollte eine Strategie haben und mit einer vertrauensbildeten Regelmäßigkeit und Beständigkeit erfolgen. Dabei darf die Kommunikation nicht nur von oben nach unten ausgerichtet sein, sondern auch in die entgegengesetzte Richtung von unten nach oben. Ideal ist, wenn die Kommunikation auf gleicher Augenhöhe stattfindet. Getreu dem Motto: Wenn sich der Unternehmer für die Themen der Mitarbeiter interessiert, interessieren sich auch die Mitarbeiter für die Belange des Unternehmens.
Wie müssen Unternehmenswerte gestaltet sein, damit sie mehr sind als nur hübsche Floskeln, die die Firmenhomepage zieren?
Wenn die Mitarbeiter erkennen, dass Sie an dem Unternehmenserfolg teilhaben, lassen sich auch gemeinsame Unternehmenswerte entwickeln. Dann entstehen nicht nur die oft auf Homepages zitierten Floskeln, sondern wertvolle Leitlinien der wirklich gelebten Unternehmenswerte. Diese geben eine Richtung vor, in die sich das Unternehmen entwickeln möchte – das geht aber natürlich nur im Einverständnis mit allen Mitarbeitern.
Setzen sich Firmen manchmal zu hohe Ziele, die sie letztlich gar nicht einhalten können. Ist weniger hier mehr?
Hohe Ziele finde ich persönlich sehr gut. Es ist menschlich, dass man sich beim Festlegen der Ziele vertut, weil man die Leistungsfähigkeit des Unternehmens überschätzt. Wenn die Ziele ehrlich sind und die Unternehmenskultur stimmig ist, kann man aber auch größere Ziele gemeinsam erreichen. Hier sehe ich auch noch Potenzial für den Mittelstand.
Inwiefern?
Ein Großteil des Mittelstands hat eine sehr gute Unternehmenskultur, ist sich dieses Wertes aber nicht immer bewusst. Würden diese Unternehmen ein Leitbild mit allen Mitarbeitern erarbeiten, könnten die Firmenziele zukünftig leichter erreicht oder sogar übertroffen werden. Davon bin ich überzeugt. Ein positives Beispiel ist die SCHOTT AG. Das Unternehmen hat mit Ihren 17.000 Mitarbeitern vor zwei Jahren die so genannte „SCHOTT Vision“ entwickelt, über alle weltweiten Standorte kommuniziert. Mit großem Erfolg für das Geschäftsergebnis. Salvatore Ruggiero, Vice President Corporate Marketing der Schott AG, wird diese Thema am Montag, 9. September, in den Geschäftsraumen der Monster Worldwide Deutschland GmbH bei seinem Impulsvortrag vertiefen. Ich freue mich schon darauf.