Feel Good Management: Mehr als der Pausenclown

Googles Mitarbeiter gelten als „happy people“. Nicht zuletzt, weil Feel Good Manager Chade Meng Tan in seinem Job alles richtig gemacht hat. So rutschen die Googles von Etage zu Etage oder schalten in so genannten Stresskapseln ab. All das hat das Feel Good Management in den Medien allerdings in ein unschönes Licht gerückt. Zu Recht? Nein!
Von Sonja Dietz
„Pausenclown“ oder „Bespaßer“ in Vollzeit – das sind die wenig schmeichelhaften Spitznamen, die so manches Medium Feel Good Managern verpasste, als der Trend vorn ein paar Jahren von Amerika auch nach Deutschland schwappte. Doch das wird dem noch recht jungen Berufsstand nicht gerecht. Denn Feel Good Management – der Name sagt es schon – unterliegt der Zielsetzung, Bedingungen zu schaffen, mit denen sich Mitarbeiter maximal wohlfühlen. Schön, mag jetzt mancher denken, dann stimmt es also doch: Feel Good Manager gleich Pausenclown.
Feel Good Manager: Mehr als der Obstkorbträger!
Eben nicht! Denn das ist nur die eine Seite der Medaille. Hinterfragt man, warum immer mehr Firmen auch in Deutschland Feel Good Manager einstellen, stößt man auf den ernstzunehmenden Kern der Sache. „Unsere Arbeitswelt verändert sich gewaltig. Digitale Technologien ermöglichen uns einfacher, freier und produktiver zu arbeiten. Gleichzeitig fordert die zunehmende Komplexität immer mehr Energie und permanente Lernbereitschaft“, sagt Monika Kraus-Wildegger, CEO und Gründerin von Goodplace. „Nur Mitarbeiter, die sich wohlfühlen, können in einem technischen, schnellen und anspruchsvollen Umfeld gute Leistungen bringen. Unternehmen müssen daher neue Wege einschlagen, um den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu begegnen.“ Nach dieser Definition müssen wir die Gleichung also wie folgt umschreiben: Feel Good Manager gleich Problemlöser, ungleich Pausenclown.
Etwa 50 bis 60 Feel Good Manager gibt es inzwischen allein in Deutschland. Für Kraus-Wildegger kommt das nicht von ungefähr. Schließlich müssen Unternehmen heutzutage dafür Sorge tragen, dass ihre Mitarbeiter nicht abwandern. Fachkräftemangel und Demographischer Wandel erschweren insbesondere im IT-Bereich die Suche nach vielversprechenden Talenten erheblich. Hier tobt ein regelrechter Kampf um gute Leute: der vielbeschworene War for Talents.
Das bestätigt auch die Studie Recruiting Trends, die Monster zusammen mit den Universitäten Bamberg und Frankfurt im jährlichen Abstand erhebt. Derzufolge bestätigen in punkto Personalbedarf sieben von zehn IT-Firmen, dass sie bis Ende des Jahres mehr Mitarbeiter beschäftigen wollen als zu Beginn. Allerdings wird es aufgrund erwarteter Probleme bei der Stellenbesetzung schwer, den Personalbedarf auch wirklich zu decken. So gehen die Befragten Firmen davon aus, dass rund 40 Prozent der Vakanzen nur schwer zu besetzen sein werden und sogar sechs Prozent unbesetzt bleiben werden.
Mitarbeiterbindung wird immer wichtiger
Was das im Umkehrschluss bedeutet, liegt auf der Hand: Das Thema Mitarbeiterbindung wird immer wichtiger. Wenn die Ressource Mensch zu einem zunehmend raren Gut wird, gilt es die bestehende Mannschaft so lange wie möglich zu halten. Grundvoraussetzung hierfür ist eine optimale Arbeitsatmosphäre. Und hier schließt sich der Kreis zum Feel Good Manager.
Soweit, so gut. Doch was sind die konkreten Aufgaben eines Feel Good Managers? Es muss doch mehr sein als der tägliche Obstkorb für die Mitarbeiter und den Tischkicker im Pausenraum aufzustellen… Ist es auch! „Noch hat sich das Gebiet nicht zu 100 Prozent gefunden, weil es noch recht jung ist“, räumt Kraus-Wildegger ein. „Aber grundsätzlich ist der Feelgood Manager der Hüter der Unternehmenskultur. Er schafft die notwendigen Rahmenbedingung, sodass Mitarbeiter mit Freude ihr volles Potenzial entfalten können, sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren, diese gelebt werden und nicht in schönen Rahmen an der Wand hängen und vor sich hin stauben.“
Dafür muss der Feel Good Manager gut hinhören, die Bedürfnisse der Mitarbeiter erurieren, Konzepte entwickeln, die zur Verbesserung der Situation beitragen und diese gegenüber dem Management vertreten. Eine durchaus verantwortungsvolle Aufgabe, die vom kurzen Gespräch auf dem Gang bis hin zum Großprojekt reicht. Manchmal ist es schon damit getan, wenn der Feel Good Manager ein offenes Ohr für die Sorgen eines Mitarbeiters hat, ein anderes Mal gilt es, ganze Büros umzuorganisieren und umzustrukturieren. Auch Arbeitsprozesse werden vom Feel Good Manager unter die Lupe genommen und im Idealfall zugunsten der Mitarbeiter optimiert.
Wohlfühlklima: Jeder Stein wird umgedreht
Geht es etwa um störungsfreies Arbeiten lärmgeplagter Mitarbeiter im Großraumbüro, kann die Einrichtung von Ruhezonen oder schallgeschützten Arbeitsnischen helfen. In einem anderen Fall hilft etwa die Anschaffung flexibel anpassbarer Arbeitsplätze für Teams, die stark projektorientiert arbeiten und somit immer wieder in anderer Zusammensetzung zusammensitzen. Und, und, und…
Der Feelgood Manager sollte als zentrale Schnittstelle zwischen Management und Team idealerweise eine Stabstelle im Unternehmen bekleiden, findet Kraus-Wildegger. „Mit einer gewissen Entscheidungsbefugnis kann er am erfolgreichsten seine Arbeit erledigen.“
Fazit: Feel Good Management – ist also ein ernstes Thema. Immerhin geht es um nichts Geringeres als die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. „Wer in dem Feel Good Manager dagegen ein PR-Feigenblatt sieht, hat die Tragweite der neuen Arbeitswelt nicht erkannt“, sagt Kraus-Wildegger und schiebt nach: Ein Feelgood Manager, der seinen Job verstehe, erwartet vom Management eine gewisse Lernfähigkeit und das Vorleben von Feel Good. Doch noch hat nicht jedes Unternehmen hierfür den nötigen Reifegrad. Denn die Erkenntnisse, die der Kollege aus den Teams in die Geschäftsleitung transportiert, können auch schmerzhaft sein.
Schließlich ist er es, der hinterfragt, was in der Vergangenheit schief lief und dafür bisherige Managementkonzepte durchleuchtet. Entsprechend vielfältig sind die Voraussetzungen, die ein Feel Good Manager mitbringen sollte. Durchsetzungsvermögen, Kommunikations- und Vermittlungstalent, auch ein gewisses BWL-Verständnis sind nicht verkehrt. Schließlich müssen Neuerungen auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht umsetzbar sein.
Das neue Berufsbild nimmt mittlerweile klare Konturen an, wie das vom Fraunhofer Institut entwickelte Feelgood Manager Jobprofil zeigt. Es gibt erste Anlaufstellen, die Berufserfahrene zum Feelgood Manager weiterbilden. Goodplace ist so eine. In verschiedenen Modulen kann der Einstieg ins professionelle Feelgood Management gemacht werden.