Work Life Balance: Liebe dein Leben wie deinen Job!

Work Life Balance wird immer wichtiger, denn die Arbeitswelt nimmt an Geschwindigkeit und Komplexität zu. Wie es Unternehmen und Arbeitnehmer schaffen können, die Balance zwischen Leben und Arbeit herzustellen.
Text und Video: Sonja Dietz
"Ich arbeite anders und zu anderen Zeiten, ich vermische Büro- und Privatleben", sagt Frank Behrendt, Geschäftsführer von Serviceplan PR. "Wenn ich tagsüber meine Kinder zum Basketball oder Ballett bringe, ist das für mich Freizeit und dafür arbeite ich dann zum Beispiel länger von zuhause."
Work Life Balance Tipps von Experte und Autor Frank Behrendt
Für seine Kollegen war Behrendt schon immer ein kleines Energiewunder: Immer gut drauf, scheinbar nie gestresst. Nachdem er immer wieder darauf angesprochen wurde, wie er das bloß mache, packte er seine Lebensweisheiten in eine Liste, die wohlgemerkt etwas ausführlicher ausfiel. Heraus kam das Buch "Liebe dein Leben und nicht deinen Job".
In dem Fahrplan für ein entspanntes Berufs- und Familienleben gibt er Tipps, wie man in der schnelllebigen Arbeitswelt 4.0 frei drehen kann, ohne durchzudrehen. In unserem Videointerview hat er einige seiner Ideen auf den Punkt gebracht:
Ein Thema, mit dem Behrendt den Nerv der Zeit trifft, wie die Studie Recruiting Trends 2017 zeigt, die die Universität Bamberg gemeinsam mit Monster einmal im Jahr auflegt. Einer der Untersuchungsschwerpunkte war in diesem Jahr das Thema Work Life Balance.
Die Wissenschaftler aus Bamberg fanden heraus, dass die richtige Balance von Beruf und Privatleben aus Arbeitnehmersicht immer wichtiger wird, um das Wohlbefinden und die Produktivität der Arbeitnehmer zu stärken. Tragen Unternehmen diesem Punkt aber wirklich Rechnung? Die Antwort: Es besteht noch Luft nach oben, aber erste positive Ansätze sind erkennbar.
Work Life Balance: Arbeitgeber könnten mehr für ihre tun
Allem voran in der IT-Branche, dem Brutkessel der Digitalisierung. Hier gibt ein zunehmendes Tempo in allen Prozessen den Takt an. Nicht weiter verwunderlich, dass es in diesem Bereich besonders darauf ankommt, Mitarbeitern genügend Ausgleich zum stresserfüllten Arbeitsalltag zu gewähren.
Und so legen immerhin sieben von zehn der befragten Top-1.000 und Unternehmen aus der IT-Branche einen Schwerpunkt auf eine gute Work-Life-Balance, um Mitarbeiter langfristig zu binden und um für Kandidaten attraktiv zu sein.
Tatsächlich spielt dieser Faktor bei der Gewinnung neuer Talente inzwischen eine erhebliche Rolle. So sehen 86,1 Prozent der Kandidaten die Work Life Balance als wichtig an. Diese Wichtigkeit spiegelt sich auch darin wieder, dass 47,6 Prozent der Kandidaten Einbußen im Gehalt hinnehmen würden, wenn sich die Balance zwischen Berufs- und Privatleben verbessern würde.
Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer ist mit ihrer Work Life Balance zufrieden
Und es besteht durchaus Handlungsbedarf. Auch wenn die Bedeutung der Work Life Balance bei den Unternehmen angekommen zu sein scheint, so ist aus Sicht der Arbeitnehmer das Berufs- und Privatleben aktuell bei weniger als der Hälfte ausgeglichen.
"Dabei beurteilen mehr Frauen als Männer die Work-Life-Balance als wichtig", heißt es in der Studie. "Ebenso sind mehr Frauen als Männer bereit, Einbußen im Gehalt hinzunehmen, wenn sich die Work-Life-Balance verbessern würde. Hinsichtlich der Berufserfahrung zeigt sich, dass Kandidaten mit geringer Berufserfahrung dafür eher bereit sind, als Kandidaten mit langjähriger Berufserfahrung und Personalverantwortung. Auch sind mehr Kandidaten aus der Generation Y dazu bereit, als Kandidaten aus der Generation X."
Weiter konstatieren die Wissenschaftler: "Die Antworten der unterschiedlichen Gruppen deuten darauf hin, dass die Work-Life-Balance mit zunehmender Berufserfahrung und vor allem zunehmender Personalverantwortung im Durchschnitt schlechter bewertet wird. Das Berufs- und Privatleben ist aktuell bei mehr Kandidaten aus der Generation Y ausgeglichen als bei Kandidaten der Generation X."
Qualität der Work-Life-Balance hängt vom Grad der Ausbildung ab
Auch scheint die Qualität der Work-Life-Balance von dem Grad der Ausbildung abzuhängen. Etwa die Hälfte der Kandidaten mit einem Hochschulabschluss hat laut der Recruiting Trends 2017 aktuell eine gute Work-Life-Balance, während es bei Arbeitnehmern mit einer Berufsausbildung nur 38,8 Prozent sind.
Unternehmen stehen hier also ganz klar in der Pflicht. Manchmal helfen schon kleine Maßnahmen, um die Work Life Balance zu verbessern:
- Flexible Arbeitszeiten
- Home-Office-Angebote
- Moderne Büroausstattung, die ein effizientes Arbeiten ermöglicht
- Vertrauensarbeitszeit
- Kinderbetreuungsangebote
- Ein ansprechendes Büroumfeld – weg von der Legebatterie-Atmosphäre im kalten Neonlicht
- Nischen, die zum Austausch einladen
- Gemeinsame Teamevents
Geht es nach Frank Behrendt, ist aber auch jeder selbst ein bisschen seiner Work Life Balance Schmied. Viele seiner Tipps drehen sich um die Einstellung zu sich selbst und zum eigenen Job. Das Verführerische daran: Sie sind verdammt leicht umzusetzen – für jeden von uns.
Hier ein paar Beispiele:
- Mach dir jeden Morgen noch mal klar, dass wir im Job nur Monopoly für Erwachsene spielen. Egal, was wir hier machen oder nicht machen – die Welt dreht sich weiter. Deshalb sollten wir uns bei aller Ernsthaftigkeit selbst nicht zu wichtig nehmen.
- Schaff dir Atempausen während des Arbeitstags. Audiobook im Auto hören statt rumzutelefonieren, im Flieger Bestseller auf dem Kindle lesen statt die letzte Sales-Statistik.
- Nichts begeistert mich mehr als meine Familie. Deshalb lieber den letzten Flieger oder den Nachtzug zurück nach Hause nehmen, anstatt im Hotel zu übernachten. Das Frühstück mit denen, die wirklich wichtig sind, ist unbezahlbar und der beste Start in den neuen Tag.
- Abendessen mit Geschäftspartnern minimieren. Es gibt abends nix zu besprechen, was man nicht auch beim Lunch erledigen kann. Statt Business-Dinner lieber ins Kino mit der Gattin, Kicker mit den Kids vorm Einschlafen spielen oder entspannt Fußball auf Sky schauen.
- Hol dir den Happiness-Kick von früher zurück. Fast jeder hat in der Kindheit glückliche Momente erlebt. Wenn Mama die Lieblingsspielzeuge inzwischen verschenkt hat – hol sie dir auf Ebay. Das Matchboxauto von damals auf dem Schreibtisch lässt einen jede noch so langweilige Telefonkonferenz spielerisch überstehen. (Quelle: Spiegel ONLINE)
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Die Studie "Recruiting Trends 2017" steht unter folgendem
Link zum kostenlosen Download bereit:
http://arbeitgeber.monster.de/recruiting/studien.aspx