Love Employer Brand: Lieben Ihre Angestellten Sie?

Während 2004 der Inhalt der Tätigkeit und das Gehalt die wichtigsten Kriterien bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber waren, finden sich zehn Jahre später soziale Aspekte wie ein attraktives Betriebsklima und flexible Arbeitszeitmodelle an erster Stelle.
Viele Unternehmen reagieren darauf und entwickeln bewusst Strategien, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen oder gar zur “Love Employer Brand” zu werden – eine Arbeitgebermarke mit starker, auch emotionaler Anziehungskraft. Deutsche Unternehmen haben bereits erkannt, dass sie auf die veränderten Ansprüche der Bewerber eingehen müssen. Das zeigen die Ergebnisse der Studien “Recruiting Trends 2015” und “Recruiting Trends im Mittelstand 2015”, die das Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Karriereportal Monster seit 13 Jahren durchführt.
Kicker kaufen ist kein Employer Branding
Sowohl der deutsche Mittelstand als auch Großunternehmen betrachten das Binden von Mitarbeitern und den Aufbau einer starken Arbeitgebermarke als die größten Herausforderungen in der Personalbeschaffung. Start-ups machen es vor, alteingesessene Unternehmen folgen – der Kicker im Pausenraum soll das gemeinsame Abschalten nach Feierabend fördern und Rafting-Ausflüge in Neoprenanzügen die Firmenkultur widerspiegeln. Doch sind diese Maßnahmen der universale Schlüssel zum Erfolg?
“Nein, nicht nur”, sagt Bernd Kraft, Vice President General Manager Central Europe bei Monster. “Ein gutes Employer Branding verlangt eine individuelle Ansprache. Wo beispielsweise das hippe Jungunternehmen mit viel Spaß und Action punkten kann, könnte sich der etablierte Mittelständler vor allem auf Authentizität und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf konzentrieren. Wichtig ist also, dass Unternehmen wissen, was ihre Bewerber wollen. Hier zeigt unsere aktuelle Studie Bewerbungspraxis 2015 deutlich, dass sich die Bedürfnisse der Arbeitnehmer gewandelt haben. So spielt das Betriebsklima heute die wichtigste Rolle, während es vor zehn Jahren nur Platz drei der bedeutendsten Attraktivitätskriterien einnahm.”
Wünsche der Bewerber: Die Wende um 180 Grad
In den letzten zehn Jahren sammelten Monster und CHRIS im Rahmen der Studienreihe Bewerbungspraxis exklusive Daten rund um das Thema Stellensuche. Die Ergebnisse der Studie spiegeln die Perspektive von Bewerbern und Karriereinteressierten wider und zeigen entscheidende Veränderungen hinsichtlich der Kriterien, die ein Unternehmen zu einem attraktiven Arbeitgeber machen.
“Wir wollen mit dieser Auswertung die Unternehmen wachrütteln”, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen der Universität Bamberg. “Die Zeiten, in denen Geld die Antwort auf alle HR-Herausforderungen war, sind vorbei. Employer Branding muss sehr viel umfassender aufgestellt sein. Bedeutet das mehr als einen Kicker? Aber ja! Schon beim ersten Kontakt macht sich der potenzielle Mitarbeiter sein Bild vom Aufgabengebiet und der Arbeitsatmosphäre. Hier ist das richtige Stichwort ‚Candidate Experience‘. Aber genauso wichtig ist das Bemühen um die bestehenden Mitarbeiter und sogar um die, die das Unternehmen verlassen (Stichworte: Exit Gespräche und Alumni Netzwerke).”