Mobiles Rekrutieren: Recruiting to Go

Mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets haben die Arbeitswelt erobert. Die smarten Helfer haben auch Einfluss auf die Rekrutierung: Recruiting goes mobile! Ein Trend, der sich HR-seitig zunehmend durchsetzt. Aktuelle Studien kommen aber zu dem Ergebnis, dass in vielen Unternehmen noch Nachholbedarf besteht. Ein Überblick über die Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Von Sonja Dietz
Die Geschwindigkeit, mit der sich Smartphones und Co. verbreiten, stellt in der Geschichte der bisherigen High-Tech-Revolutionen alles in den Schatten: Die Wachstumsraten sind rund zehnmal höher als bei der PC-Revolution in den Achtzigern. Auch den Vergleich mit dem Internet-Boom der Neunziger brauchen iOS, Android und Co nicht zu scheuen. Ihr Siegeszug vollzieht sich dreimal schneller als der des World Wide Webs.
Modernes Recruiting ist mobiles Recruiting
Eine Entwicklung, die auch auf das moderne Recruiting abstrahlt: Denn Unternehmen, die mit der Zeit gehen, rekrutieren mobil. Nicht, dass Bewerber ihre Unterlagen künftig mit dem Smartphone zusammenstellen. Aber der bequeme Zugang zu Informationen über eine zu besetzende Stelle via Tablet oder Handy ist durchaus erwünscht. Und so schneiden Karriereseiten oder Stellenanzeigen in der Bewerbergunst deutlich schlechter ab, die auf den kleinen Displays nur unübersichtlich darstellbar sind. Der Kandidat springt dann womöglich ab, bevor er sich überhaupt genauer über die ausgeschriebene Stelle informiert hat. Chance vertan.
In Zeiten des Fachkräftemangels können sich das insbesondere kleinere und mittelständische Betriebe aber eigentlich nicht mehr leisten. Unternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz sind sich dessen zunehmend bewusst. Für Österreich und Deutschland belegen das die jeweils landesspezifischen wissenschaftliche Studien„Recruiting Trends 2014“ der Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Karriereportal Monster. Aus Sicht der befragten Unternehmen in Deutschland ist „mobile Recruiting“ ein wichtiger externer Trend für die Personalbeschaffung und stellt eine wichtige interne Herausforderung dar. Rund zwei Drittel der größten deutschen Unternehmen sind der Meinung, dass die Revolution von Smartphones oder Tablet-PCs einen großen Einfluss auf die Rekrutierung haben wird.
Das Handy und die Jobsuche
Rund zwei Drittel der größten deutschen Unternehmen sind der Meinung, dass die zunehmende Nutzung von Smartphone und Co einen großen Einfluss auf die Rekrutierung haben wird. Zudem denken fast sechs von zehn Teilnehmern, dass die Ansprache von Kandidaten über mobile Endgeräte sinnvoll ist. Beinahe die Hälfte der Befragten rechnet damit, dass sich zukünftig Kandidaten über mobile Endgeräte bei ihnen bewerben werden.
Nun aber der „Realitätsschock“: Nur ein Viertel der 1.000 größten deutschen Firmen hat die eigene Karriere-Webseite bereits mobiltauglich gemacht und weitere 37,9 Prozent befinden sich noch im Planungsprozess. Hier herrscht also Nachholbedarf. Das verdeutlichen auch die Ergebnisse der aktuellen Kandidatenstudie „Bewerbungspraxis 2014“: 25,2 Prozent der befragten Stellensuchenden und Karriereinteressierten gaben an, dass die Darstellung von Karriere-Webseiten auf ihrem Smartphone problemlos funktioniert.
Die Nachbarn aus Österreich sind im Vergleich zu den deutschen Betrieben nicht ganz so zurückhaltend, aber auch in der Alpenrepublik sollten viele Unternehmen ihre Webseiten noch einmal anpacken. Zwar gehen 72,7 Prozent der Unternehmen, und damit mehr als im Vorjahr, davon aus, dass die zunehmende Nutzung von mobilen Endgeräten einen großen Einfluss auf das Recruiting haben wird, aber nur knapp ein Drittel hat die Darstellung von Online-Stellenanzeigen oder Karrierewebseiten für die Darstellung auf mobilen Endgeräten optimiert. Mehr als vier von zehn Unternehmen geben sogar an, dass sie eine derartige Optimierung nicht planen. 45,5 Prozent wissen zudem nicht, ob ihre Stellenanzeigen über Apps von Online-Karriereportalen abrufbar sind.
Ähnliche sieht’s in der Schweiz aus. Auf Arbeitnehmerseite geben 72 Prozent der Smartphone-Nutzer an, dass sie mobile Stellenanzeigen im Falle eines Falles nutzen würden. Jeder fünfte Smartphone-User hat sogar schon einmal eine Job-App heruntergeladen. Zwei Drittel der User nutzen Job-Apps mindestens einmal im Monat. Mobile Recruiting ist auch für mehr als die Hälfte der Unternehmen ein Thema, aber erst zwölf Prozent der Arbeitgeber haben Erfahrungen in dem Bereich gesammelt. 45 Prozent der befragten Unternehmen prüfen derweil die damit verbundenen Möglichkeiten. Das ergab der 6. TREND REPORT Online-Recruiting aus dem Hause Prospective.
Welcher Maßnahmen-Mix ist der richtige?
Fazit: Das Thema “Mobile Recruiting” kommt langsam in der HR-Welt an. Die Vorstellungen darüber, welcher Maßnahmen-Mix sich hinter diesem Begriff verbirgt, gehen weit auseinander: Die Möglichkeiten reichen von der mobilfähigen Karriereseite, der mobiltauglichen Version von Online-Bewerbungsformularen und Stellenanzeigen bis hin zur Programmierung einer eigenen Karriere-App. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, „auf der eigenen mobilen Karriereseite ein nutzerfreundliches und bewerberorientiertes Informationsangebot sowie einen funktionierenden Bewerbungsprozess anzubieten“. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle „Mobile Recruiting Studie“ von Wollmilchsau.
Zwar erkennen Unternehmen den Optimierungsbedarf ihrer Webauftritte hin zu mobil-tauglichen Seiten, heißt es in der Studie weiter. Allerdings hinken sie hinter den Anforderungen und Möglichkeiten des Marktes her, denn das Wachstum des World Wide Web ist rasant und noch rasanter die Verbreitung mobiler Endgeräte: „Die Nutzer werden schneller mobil als die Unternehmen. Dadurch wird unnötig Potential verschenkt und der eigenen Employer Brand Experience geschadet. Entsprechend ist es leider noch nicht an der Zeit, sich ausschließlich darüber zu unterhalten, wie man mobile Karriereseiten richtig gut macht oder bestehende optimiert. Auch in 2014 geht es in erster Linie noch immer um die Erkenntnis, dass man sich des Themas dringend annehmen muss“, sagen die Autoren.